Oft unterschätzte Probleme beim Bau von Grundleitungen auf Großbaustellen sind nicht nur direkte Einbaufehler während der Verlegung der Rohrleitungen, sondern auch nachfolgend verursachte Schäden an den Grundleitungen. Typische Schadensursachen sind die mechanische Belastung auf das Leitungsnetz durch unachtsame Bedienung von schweren Baufahrzeugen oder unsachgemäßes Transportieren and Abladen von Baumaterial während der Hochbauphase.
Nach dem Einbau der Grundleitungen unterhalb der Bodenplatte dürfen diese Bereiche vor dem Einbringen des Betonbodens nicht mehr durch Schwerlasttransporter, Autokrane und ähnliche Gerätschaften mit großer Achslast befahren werden, da sonst erhebliche Schäden an den Rohrleitungen verursacht werden können.
Dieser Aspekt wurde auf unser letzten Baustelle nicht beachtet. Ein 80 Tonnen Autokran kam in diesem Bereich zum Einsatz und es wurden keine mobilen und flexiblen Fahrplatten genutzt, um die Last des Krans zu verteilen. Die verlegten Rohrleitungen vom Typ KG2000 mit Nennweiten von DN100 bis DN150 wurden teilweise durch die zu hohe Achslast stark beschädigt. Es kam dabei zu Rissen, Scherbenbildungen und Deformierungen (siehe Fotos).
Diese Schäden wurden mithilfe der Dichtheitsprüfung und TV-Inspektion ermittelt, ausgewertet und dokumentiert. Als eine Form der Rohrinspektion ist die TV-Inspektion eine optische Zustandserfassung des Rohrnetzes. Sie dient vor allem der Lokalisierung von Schadstellen und als abschließende Überprüfung der fachgerechten Installation der Rohrleitungen. Da die TV-Inspektion (TV-Untersuchung) eine rein optische Prüfung ist, kommt bei diesem Verfahren eine spezielle Rohrkamera in der zu überprüfenden Abwasserleitung zum Einsatz. Hierbei wird eine Inspektions- bzw. Reinigungsöffnung benötigt, um die Kamera in die entsprechende Haltung einführen zu können, sodass eine TV-Inspektion bzw. Kamerabefahrung des Rohrnetzes durchführbar ist. Es ist empfehlenswert die TV-Untersuchung noch vor dem Abschluss der Bauphase durchzuführen, weil im Schadensfall erheblich Kosten eingespart werden können. Während der Bauphase stellt diese Prüfung sicher, dass etwaige Mängel noch vor der Fertigstellung des Bauvorhabens ermittelbar sind, was eine unkomplizierte und kostengünstige Sanierung betroffener Rohrleitungsabschnitte ermöglicht. Der Baubetrieb übergibt dem Bauherren das Dichtheitsprotokoll und den TV- Inspektionsbericht als Teil Revisionsunterlagen und als Nachweis der Qualitätskontrolle der ausgeführten Leistungen. Diese Prüfungen sind vor Ablauf der vereinbarten Gewährleistung nach VOB oder BGB erneut durch einen unabhängige Sachverständigen durchzuführen.
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